COVID-19, Impfen

COVID-19-Impfung – Möglicher Einfluss auf den weiblichen Zyklus

Seit der Markteinführung von mRNA-COVID-19-Impfstoffen stehen diese sowohl von Arzneimittelüberwachungsbehörden, Ärzten als auch von Verbrauchern unter ständiger Beobachtung hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen. Während für einige Bereiche ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Impfung und dem Auftreten von bestimmten Symptomen erforscht und als Nebenwirkung belegt ist, war die Datenlage bezüglich eines Einflusses auf den weiblichen Zyklus bisher nicht ausreichend. Verschiedene Studien liefern nun neue Erkenntnisse, auf deren Basis es womöglich zu einer Anpassung der Gebrauchsinformationen von mRNA-COVID-19-Impfstoffen kommen wird.

Ein langgehegter Verdacht: COVID-19-Impfstoffe können den Zyklus beeinflussen

Berichte von Frauen, die nach einer Corona-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff unter verstärkten Menstruationsblutungen und einem verlängerten Zyklus leiden, existieren schon lange. So finden sich im Internet eine Vielzahl von Erfahrungsberichten, die genau diese Symptome beschreiben. Bisher gab es zu diesem Thema aber nur wenige wissenschaftliche Studien. Da der Einfluss auf die Menstruation nicht Teil von Zulassungsstudien für mRNA-COVID-19-Impfstoffe war, konnte man nur auf eine geringe, nicht repräsentative Datenmenge zurückgreifen. In einer Analyse der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) aus dem Jahr 2021 wurde ein Zusammenhang zwischen Impfung und Zyklusveränderungen noch als nicht nachweisbar bewertet. Das Auftreten verstärkter Menstruationsblutungen nach COVID-19-Impfung wurde häufig mit vermehrtem Stress aufgrund des Pandemiegeschehens oder auch durch eine gesteigerte Beobachtung des eigenen Körpers nach der Impfung begründet.

Neue Studien weisen Zusammenhang nach

Neuere Studien aus den USA konnten nun einen Zusammenhang zwischen Veränderungen des Menstruationszyklus und der COVID-19-Impfung belegen. In einer Studie, in der knapp 40.000 Frauen befragt wurden, kam es bei 42 % der Frauen mit einem regelmäßigen Zyklus zu verstärkten Blutungen nach der Impfung. In der Gruppe von Frauen, die langfristige reversible Verhütungsmittel benutzen, berichteten 71 % über Durchbruchsblutungen nach der Impfung. Bei Frauen nach der Menopause lag dieser Anteil bei 66 %. Eine zweite Studie befasste sich mit dem Einfluss einer COVID-19-Impfung auf die Länge des Menstruationszyklus. Es konnte gezeigt werden, dass Frauen im Mittel einen um weniger als einen Tag (0,71 Tage nach erster Impfung; 0,56 Tage nach zweiter Impfung) verlängerten Zyklus hatten. Ab dem zweiten Zyklus nach Impfung normalisierte sich die Dauer wieder. Die Länge der Menstruation wurde hingegen durch die Impfung nicht beeinflusst. Aufgrund der veränderten Datenlage hat sich das EMA-Komitee zur Pharmakovigilanz-Risikobewertung (PRAC) der Thematik erneut angenommen und eine weitere Evaluation durchgeführt, deren Ergebnisse nun vorgestellt wurden.

EMA will starke Menstruationsblutungen als mögliche Nebenwirkung aufnehmen

Wie die EMA in Amsterdam mitteilte, empfiehlt das PRAC nach Prüfung von Studiendaten, Spontanmeldungen und medizinischer Literatur jetzt die Aufnahme von heftigen Menstruationsblutungen als mögliche Nebenwirkung in die Gebrauchsinformationen von mRNA-Impfstoffen. Laut EMA besteht zumindest „eine begründete Möglichkeit, dass das Auftreten starker Menstruationsblutungen in ursächlichem Zusammenhang mit der Verabreichung dieser Impfstoffe steht“. Die verstärkten Blutungen konnten sowohl nach der ersten, zweiten als auch nach der Booster-Impfung beobachtet werden. Dabei wird von Seiten der Arzneimittelagentur aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Beschwerden meist nur vorrübergehend und nicht schwerwiegend waren. Zudem sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass Veränderungen der Menstruation vielfältige Ursachen haben können. So beobachtet man auch nach einer Corona-Infektion oder anderweitigen Infektionen eine vorübergehende Veränderung des Zyklus. Dies liegt laut Bundesverband der Frauenärzte an der engen Verknüpfung von Immunsystem und Hormonsystem. Geringgradige Veränderungen dieser Art des Menstruationszyklus stellen keinen Grund zur Sorge dar.

Fruchtbarkeit und Schwangerschaft werden durch Impfung nicht beeinflusst

Die Frage, ob die Impfung mit mRNA-COVID-19-Impfstoffen eine negative Auswirkung auf Fruchtbarkeit und Schwangerschaft haben könnte, ist seit Beginn der Impfkampagne gegen Corona eine zentrale Fragestellung gerade bei jüngeren Frauen. Im Zuge der neuen Stellungnahme verweist die EMA hierzu auf ein von ihr durchgeführtes Review, wonach der Einsatz von mRNA-COVID-19-Impfstoffen während der Schwangerschaft zu keinerlei Komplikationen für Mutter und Kind führt. Die Impfstoffe sind bei Schwangeren genauso effektiv wie bei nicht-schwangeren Personen, das heißt das Risiko für eine Hospitalisation oder einen tödlichen Ausgang der Erkrankung werden gleichermaßen gesenkt. Zudem gibt es laut EMA keinen Hinweis darauf, dass verstärkte Menstruationsblutungen nach der Impfung die Reproduktion und Fertilität von Frauen in irgendeiner Weise negativ beeinflussen.

Fazit

Die Aufnahme von starken Menstruationsblutungen in die Liste möglicher Nebenwirkungen von mRNA-COVID-19-Impfstoffen scheint aufgrund der aktuellen Datenlage sinnvoll und folgerichtig – sollte aber nicht zu Ängsten oder Zweifeln gegenüber der Impfung führen. Durch die neuen Informationen ist nun eine ausführliche Aufklärung von Patientinnen hinsichtlich dieser potentiellen Nebenwirkung möglich, wodurch Verunsicherungen diesbezüglich behoben werden können.

 

Referenzen:

  1. European Medicines Agency: Meeting highlights from the Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC) 5 August 2021; 
  2. SWR Wissen: Verändert eine mRNA-Impfung die Menstruation?; zuletzt abgerufen 09.11.2022
  3. Edelman A, Boniface ER, Male V, Cameron ST, Benhar E, Han L, Matteson KA, Van Lamsweerde A, Pearson JT, Darney BG. Association between menstrual cycle length and covid-19 vaccination: global, retrospective cohort study of prospectively collected data. BMJMED 2022;1:e000297. doi:10.1136/bmjmed-2022-000297; zuletzt abgerufen am 23.09.2022
  4. Lee KMN, Junkins EJ, Luo C, Fatima UA, Cox ML, Clancy KBH. Investigating trends in those who experience menstrual bleeding changes after SARS-CoV-2 vaccination. Science Advances, 15 Jul 2022, Vol. 8, Issue 28, DOI:10.1126/sciadv.abm7201.
  5. Ärzteblatt: Heftige Menstruation mögliche Nebenwirkung von mRNA-basierten COVID-19-Impfstoffen; ; zuletzt abgerufen am 09.11.2022
  6.  European Medicines Agency: Meeting highlights from the Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC) 24-27 October 2022
  7.  Frauenärzte im Netz: Update: Corona-Impfung und Zyklus, zuletzt abgerufen am 09.11.2022
  8. European Medicines Agency: COVID-19: latest safety data provide reassurance about use of mRNA vaccines during pregnancy

Ihr Ansprechpartner

Dr. Martin Hampel
news@limbachgruppe.com

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